Erfahrungen des Landesfeuerwehrverbandes Niedersachsen am Beispiel der Feuerwehr Vechta
Die Statistiken der Kriminalpolizei und Daten der Versicherer sagen aus, dass etwa jede dritte fahrlässige Brandstiftung durch Kinder oder Jugendliche verursacht wird. Unsere eigenen Erfahrungen zeigen darüber hinaus aber auch erhebliche Defizite im Brandschutzbewusstsein der Erwachsenen. Das fängt an bei dem richtigen Verhalten bei einem Brand und endet bei der Alarmierung der Einsatzkräfte. „Hätten sie die Türen verschlossen gehalten, wäre der Schaden weitaus geringer gewesen.“ „Wären die Angaben bei der Alarmierung an die Leitstelle umfangreicher gewesen, hätte die Feuerwehr schneller und effektiver eingreifen können.“ sind nur zwei Beispiele für die oben genannten Defizite. Da eine Brandschutzaufklärung der Erwachsenen aber nur schwer zu realisieren ist, soll wenigsten bei Kindern und Jugendlichen eine Brandschutzerziehung durchgeführt werden. Eine Ansatzmöglichkeit bietet sich durch die Schulen an, die dieses Thema aber bisher eher stiefmütterlich behandeln.
Die bisherigen Kontakte der Schulen mit der Feuerwehren beliefen sich bislang, von einigen Ausnahmen einmal abgesehen auf das Behandeln des Themas Feuerwehr im Rahmen des Sachkundeunterrichtes im dritten oder vierten Schuljahr. Im Sachkundebuch werden diesem Thema zwei Seiten gewidmet. Von einigen Schulen wurde dann noch das Feuerwehrhaus besichtigt, wobei dann der Höhepunkt eine Fahrt mit den roten Autos war. Hier kann und muss wesentlich mehr getan werden, nämlich die Brandschutzerziehung.
Ziele der Brandschutzerziehung sind:
– Erkennen und Beurteilen von Brandgefahren
– Beurteilen der Wirkung von Feuer und Rauch
– Kenntnisse über geeignete Verhaltensweisen bei einem Brand
Ein positiver Nebeneffekt der Brandschutzerziehung ist die Öffentlichkeitsarbeit. Wenn man Mitbürger zum Thema Feuerwehr befragt, hört man z.B. Aussagen wie: „die kommen wenn es brennt und löschen mit Wasser“. Ab und zu sehen sie die roten Autos mit Alarm durch die Stadt fahren und man kann manchmal einen Bericht in der Zeitung lesen, von dem eigentlich nur der Tag und das Schadenereignis stimmen. Da werden aus drei Feuerwehrfahrzeugen drei Löschzüge und Unfallopfer werden aus den Fahrzeugwracks geschweißt. Auch was Feuerwehr sonst noch leistet, neben dem allgemeinen Einsatzgeschehen, was im wöchentlichen Übungsdienst abläuft, wie unterschiedlich die Einsätze sind und mit welchem notwendigen Rüstzeug gearbeitet wird, wie groß die Zahl der Kameraden ist, die sich für die Bevölkerung engagieren, all diese Dinge sind der Allgemeinheit kaum bekannt. Ihre Feuerwehr rückt allenfalls näher in das Bewusstsein der Mitbürger, wenn sie direkt durch einen Schaden betroffen sind, oder eben durch die Brandschutzerziehung.
Gerade in diesen Zeiten, wo die öffentlichen Kassen nicht mehr so gefüllt sind, wo Ersatzbeschaffungen für Fahrzeuge möglichst lange hinausgezögert werden und versucht wird, die Ausgaben für die Feuerwehren auf das eben notwendigste zu begrenzen, kann u.a. durch die Brandschutzerziehung das Thema Feuerwehr langfristig in positiver Weise in den Blickwinkel der Bevölkerung gerückt werden.
Wie können diese Ziele erreicht werden?
Die Feuerwehr Vechta bietet zu diesem Thema eine komplette Stundenausarbeitung zu diesem Thema an. Hiermit führen die Lehrpersonen die Brandschutzerziehung durch. Sie haben somit wenig Vorbereitungszeit in ein für sie fremdes Thema zu investieren. Weiterhin wird von der Feuerwehr ein Koffer mit allerlei Material zum Experimentieren geliefert. Dieser Koffer enthält Probenbehälter, Tiegelzangen, Zündmittel usw. mit denen die Schüler in Dreiergruppen unterschiedliche Versuche durchführen. Hierbei wird auf größtmögliche Vorsicht Wert gelegt. Im Klassenraum stehen Feuerlöscher, Wassereimer und Löschdecke bereit, auf den Tischen liegt eine Unterlage aus Alufolie – und zum Ablöschen der Versuchsmaterialien ein Behälter mit Wasser. Ziel ist, dass die Kinder, sollten sie zündeln, zumindest eine dieser Vorsichtsmaßnahmen bereithalten.
Weiterhin gehören zum Umfang des Koffers Telefone zum Erlernen einer Alarmierung über die Telefonnummer 112. Hier erlernen die Kinder den Notruf unter Berücksichtigung der fünf W’s:
– wer (meldet)
– wo (ist etwas geschehen)
– was (ist geschehen)
– wie (sieht es jetzt aus)
und natürlich das Warten auf Rückfragen des Angestellten der Leitstelle.
Weiterhin gehören verschiedene Videofilme, die in den Lerneinheiten behandelt werden zum Angebot.
Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass bei der Vorstellung des oben genannten Materials die Lehrer ihre anfänglichen Vorbehalte wie „der Lehrplan lässt eine intensive Behandlung aus Zeitgründen nicht zu“ oder „wir haben von diesen Dingen keine Ahnung“ oder „der Aufwand ist zu groß“, aufgeben und mit dem Unterricht beginnen. Sie stellen dann sehr schnell fest, mit welch einem Engagement die Schüler bei der Sache sind. Die Unterrichtseinheit dauert ca. vier bis sechs Wochen. Zum Abschluss der Einheit kommt dann ein Schulklassenbetreuer der Feuerwehr für eine Doppelstunde in den Unterricht, um den Transfer des Erlernten zur Feuerwehr herzustellen und vor allem um viele Fragen zu beantworten. Entweder geht der Feuerwehrmann in die Schule oder die Kinder besuchen das Feuerwehrhaus. Hier können dann abschließend die Feuerwehrfahrzeuge besichtigt und erklärt werden.
In den Schulen der Stadt Vechta gehört die Brandschutzerziehung seit 1993 zu einem immer wiederkehrenden Ereignis im Schulalltag. Von 12 Stunden im ersten Jahr ist die Nachfrage mittlerweile auf mehr als 100 Stunden pro Jahr gestiegen, was natürlich nicht mehr von einer Person leistbar ist.
Brandschutzerziehung in Mersch
Die Feuerwehr Mersch hat ebenfalls einige Erfahrung in der Brandschutzerziehung. Verschiedene Klassen, sowohl aus dem Kindergarten als auch aus der Primärschule haben bereits unser Gerätehaus besucht, wo ihnen Wissenswertes vermittelt wurde.
Im Lycée Technique haben wir vor einigen Jahren einen ganzen Tag lang verschiedene Schulklassen theoretisch unterrichtet. Auch konnten die Schüler und das Personal der Küche die Handhabung der Feuerlöscher proben.